Saigon, Ho Chi Minh und Auguste Escoffier

Natürlich weiß ich, dass Saigon nicht mehr Saigon heißt. Abgesehen davon, dass die meisten Vietnamesen ihre Stadt nach wie vor Saigon nennen, finde ich den Namen viel schöner, melodischer, asiatischer als Ho-Chi-Minh-Stadt. Und seitdem im Film „Der Liebhaber“, nach der autobiografischen Erzählung von Marguerite Duras, das junge verführerische Mädchen auf der Fahrt über den Mekong mehrfach „Saigon“ haucht, so sinnlich, bin ich in den Klang dieses Namens Wortverliebt.
Erst seit 1976, nach der Wiedervereinigung Nord- und Südvietnams, wurde die Stadt nach dem bereits einige Jahre zuvor verstorbenen Ho Chi Minh benannt.

Wer Näheres über die Zeit der Wiedervereinigung erfahren möchte, sollte sich den Wiedervereinigungspalast anschauen. Doch Achtung, Einlass nur bis 15.30 Uhr. Wir kamen 5 Minuten zu spät. Pech gehabt! Vor ein paar Jahren, während meines ersten Vietnambesuchs, habe ich den Palast schon einmal besichtigt. Auf jeden Fall geschichtlich interessant, mit einem Touch DDR – kommunistische Partei Feeling.

Onkel Ho, wie Ho Chi Minh liebevoll in Vietnam genannt wird, kann als Statue vor dem alten Rathaus bewundert werden. Da Erinnerungsfoto in gleicher kämpferischer Pose, sollte nicht mit Ausruhen auf einem der drei kurzen Stelen beendet werden. Just steht ein uniformierter Wachmann vor dir und bittet dich unverzüglich aufzustehen.

Ho Chi Minh bedeutet „der nach Erleuchtung Strebende“, doch geboren wurde Onkel Ho wahrscheinlich als Nguyen Sinh Cung und zwar wahrscheinlich am 19.05.1890 in Zentralvietnam. In Hue, der alten Kaiserstadt, ging er auf das französische Gymnasium. Die Vietnamesen verehren den ehemaligen Präsidenten, Revolutionär und Koch. Koch? Ja, richtig. In seinen 20iger Jahren reiste er in die USA und nach Europa. London war eine seiner Stationen und zur selben Zeit, am selben Ort, nämlich im berühmten Carlton-Hotel, war gerade Auguste Escoffier, Starkoch und Soßenmeister aus Frankreich, dort in der Küche am Werk. Ho Chi Minh war unter ihm Sous-Chef? Kochgehilfe? Oder nur Tellerwäscher? Hier scheiden sich die Legenden und er selbst entschied sich sowieso für den Revolutionär.

So, wie die Frage, ob er denn nun mit Escoffier gekocht oder nur die schmutzigen Teller abgewaschen hat, so ist das Jahr seiner Geburt und sein richtiger Name unbekannt. Dieses Verwirrspiel um seine Person betrieb er selbst, um es seinen Verfolgern nicht zu leicht zu machen. Herumgekommen ist er jedenfalls viel in seinem Leben und dies sollte auch mit seinen sterblichen Überresten so sein. Testamentarisch hielt er fest, dass sein Leichnam verbrannt und seine Asche zu je 1/3 in Nord-, Mittel- und Südvietnam verteilt werden soll.

Die vietnamesische Regierung fälschte kurzerhand das Testament, was sie später selbst einräumte, und balsamierte den 1969 verstorbenen ein. In Hanoi wurde 1975 ein Mausoleum für ihn eingeweiht, das man heute besichtigen kann. In seinem Sinne ist dies sicher nicht gewesen.

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